„Wir haben ein gemeinsames Ziel: Unverschuldet in Not geratenen Menschen helfen. “
Franz X. Wanninger, Schatzmeister des WEISSEN RINGS
Foto: Hermann Recknagel
Viele von Ihnen kennen mein Gesicht seit nunmehr langer Zeit und ich fühle Ihnen gegenüber eine tiefe Verbundenheit und Dankbarkeit. Ich bin dankbar, in engem Dialog mit Ihnen zu stehen und dem Thema Opferhilfe den so wichtigen Raum zu geben. Aus zahlreichen Gesprächen konnte ich heraushören, dass auch Sie eine enge Bindung zum WEISSEN RING haben und uns aus unterschiedlichster Motivation unterstützen. Doch eines vereint uns alle: Wir möchten gemeinsam unverschuldet in Not geratenen Menschen helfen. Die Aussage eines Unterstützers spricht mir aus der Seele:
Der WEISSE RING, die dahinterstehenden professionell ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Kriminalitätsopfern umfassende Hilfe und menschlichen Beistand bieten, und letztendlich Sie sind der tagtägliche Antrieb für mein langjähriges ehrenamtliches Engagement. Der Verein ist ein wichtiger Teil meiner Lebensgeschichte und ich freue mich sehr, mit Ihnen zusammen auf die Anfänge unserer Arbeit bis heute zurückzublicken.
45 Jahre liegt die Gründung des WEISSEN RINGS mittlerweile zurück, am 24. September 1976 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister. Einer der Mitbegründer ist der sicherlich vielen von Ihnen aus Aktenzeichen XY bekannte Eduard Zimmermann. Aus dem Anspruch heraus, Opfern von Straftaten professionelle Hilfe anbieten zu wollen und das gesellschaftliche Bewusstsein für ihre Situation zu stärken, entstand die Idee des WEISSEN RINGS. Der Grundstein war somit gelegt.
Doch wie kam es eigentlich zu dem Namen des Vereins? Ursprünglich gab es Überlegungen, den Verein „Weißes Kreuz“ zu nennen. Dieser Name war allerdings schon anderweitig vergeben, weshalb man sich nach unzähligen Gesprächen für WEISSER RING entschied. Ein in meinen Augen sehr starkes Symbol: Als Zeichen der Geschlossenheit, des Miteinanders, in dessen Inneren Opfer von Kriminalität Schutz und Hilfe finden. Die Farbe Weiß symbolisiert Unschuld. Somit kann der Name als Begriff für unsere Aufgabe verstanden werden: Hilfe für unverschuldet in Not geratene Kriminalitätsopfer. Im Laufe der Zeit hat sich die kostenfreie Hilfe des Vereins in der Bevölkerung herumgesprochen. Beispielsweise standen wir 1986 nach einem Bombenanschlag auf eine Berliner Diskothek mit schneller und unbürokratischer Hilfe vielen Opfern einfühlsam zur Seite. Der WEISSE RING erweiterte sein Netzwerk stetig, gleichzeitig wuchs auch die Anzahl an Mitgliedern und Unterstützern.
Doch blicken wir noch mal zurück in unsere Anfangszeit. Im Jahre 1978 erschien die erste Ausgabe der Mitgliederzeitschrift „Forum Opferhilfe“, die viele von Ihnen auch heute noch postalisch zugesendet bekommen. Nahezu zeitgleich startete auch die unverzichtbare Präventionsarbeit. Gemeinsam mit der Polizei initiierten wir z. B. in den kommenden Jahren die Warnschild-Aktion „Stopp dem Diebstahl“. Noch heute finden sich etliche dieser Schilder auf Parkplätzen und in Tiefgaragen, um vor dem Diebstahl von Wertgegenständen aus dem Auto zu warnen. Denn nach wie vor gilt: Prävention ist der beste Opferschutz. Ein weiterer Meilenstein: Im Juni 1984 startete das dreistufige Seminarprogramm zur Aus- und Weiterbildung von Ehrenamtlichen. Im Oktober 2015 wurde die WEISSER RING Akademie gegründet, die diese wertvolle Arbeit bündelte. Auch hier sind wir, wie Sie dem Begleitschreiben entnehmen konnten, nach wie vor aktiv und bauen unser Seminarangebot stetig weiter aus. Am 22. März 1991 fiel der Startschuss für den ersten „Tag der Kriminalitätsopfer“, welcher auf mangelndes Problembewusstsein der Gesellschaft für Opferbelange aufmerksam machen sollte. Diesen Tag führen wir bis heute fort. In diesem Jahr widmen wir uns dem Thema „Hass und Hetze“ und den daraus resultierenden, oftmals sehr schlimmen Folgen für die Opfer. Weiter in unserer Zeitreise: 1997 ging die Webseite des WEISSEN RINGS online. Die neue Form des öffentlichen Auftritts fand breite Beachtung. Der Fortschritt der Technik ist immens. Schaut man sich unseren Internetauftritt heute an, kann man feststellen, dass es beispielsweise die Möglichkeit gibt, online zu spenden oder auch eine Geschenkspende mit individueller Urkunde zu veranlassen.
Franz X. Wanninger, Archivfoto: Chronik WR
Erlauben Sie mir ein paar kurze Worte zu meiner Person:
Im Jahre 1998 wurde ich Schatzmeister dieses gemeinnützigen Vereins. Ein Vertrauen, das mir bis heute entgegengebracht wird und mir seither tagein, tagaus ein Anliegen ist.
Ohne eine stabile finanzielle Lage ist die unbürokratische und staatlich unabhängige Hilfe, die der Verein leistet, nicht möglich. Wir sind stolz darauf, durch unsere finanzielle Unabhängigkeit die Belange der Opfer gegenüber der Politik fest und klar vertreten zu können.
Aus unserem Anspruch heraus, Kriminalitätsopfern auf unterschiedlichen Wegen Hilfe anzubieten, sind in den darauffolgenden Jahren, neben den persönlichen bundesweiten Anlaufstellen, das Opfer-Telefon und die Onlineberatung entstanden. Betroffene erhalten hier 7 Tage die Woche Hilfe von professionell ausgebildeten ehrenamtlichen Kriminalitätsopferhelferinnen und -helfern. Ein weiterer wichtiger Schritt des Vereins in Richtung Digitalisierung war die 2019 veröffentlichte „NO STALK APP“. Sie bietet Stalking-Opfern die Möglichkeit, Taten gegen sie digital zu dokumentieren. Was uns seit jeher begleitet, sind unsere Bemühungen, Opferrechte zu stärken und Entschädigungen zu verbessern. Der WEISSE RING hat sich seit mehr als zehn Jahren bei der Novellierung des Opferentschädigungsrechts für die Rechte der Opfer eingesetzt. Dies ist mit dem neuen Sozialen Entschädigungsrecht gelungen. Das neue Recht wird künftig für Opfer zahlreiche Verbesserungen bringen. Das ging nur durch die Unterstützung und Spenden von Ihnen.
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, unser heutiger Bundesvorsitzender Herr Ziercke hat es eingangs schon gesagt, der WEISSE RING hat sich stetig weiterentwickelt und ich könnte Ihnen noch viele weitere Meilensteine nennen. Stillstand kam und kommt für uns nicht infrage. Wir werden weiterhin fest an der Seite von unverschuldet in Not geratenen Opfern stehen. Doch eine Sache hat sich in all den Jahren, auch in schwierigen Zeiten wie der Corona-Krise, nicht geändert: Ihr wertvolles Engagement und Ihre Verbundenheit. Sie sind eine unverzichtbare Stütze unserer Opferhilfe.
Mein besonderer Dank gilt Ihnen.
Herzlichst - Ihr Franz X. Wanninger